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Von Berlin nach Tokio

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CITY-GUIDE, CITY-LIFE

Von Berlin nach Tokio

GO, Girls!

Diese Berlinerinnen feuern wir bei den Olympischen
und Paralympischen Spielen in Tokio an!

Der Sommer wird sportlich! Vom 23. Juli bis zum 8. August finden in Tokio die Olympischen Spiele statt, gefolgt von den Paralympics vom 24. August bis 5. September. Uns haben Berlins Top-Athletinnen verraten, was es bedeutet für den Traum von den Olympischen und Paralympischen Spielen zu kämpfen, wie sie sich auf den größten Sportwettbewerb der Welt vorbereiten und was sie das Training für den Alltag gelehrt hat…

LISA JAHN Kanu

Wie bist du zum Kanurennsport gekommen?
Mein erster Trainer ist in meine Grundschule gekommen und hatte ein kleines Rennboot als Holzmodel dabei. Ich war sowieso auf der Suche nach einem geeigneten Sport für mich und Wasser war schon immer mein Element. Ich hatte direkt Gefallen am Paddeln, obwohl ich im Herbst angefangen habe, und so ziemlich jeder Kanute das Wintertraining nicht als „best friend“ hat.

Was braucht man, um beim Kanurennsport erfolgreich zu sein?
Neben den Standart-Eigenschaften, die jeder Hochleistungssportler mitbringen muss, brauchen wir Balance, Kraft, Ausdauer und viel koordinative Fähigkeiten. Um wirklich in der Spitze anzukommen benötigt man auch unbedingt Wassergefühl.

Wie bereitest du dich mental auf einen Wettkampf vor?
Ehrlich gesagt hab ich da nicht wirklich eine Vorbereitung.
Ich hab inzwischen die Erfahrung, wie ein Wettkampf abläuft, wie das Training vorher gestalten werden muss und auch wie ich mich meist vorher im Training fühle. Wenn es da Abweichungen gibt, schafft es mein Trainer meist, mir das nötige Selbstvertrauen zuzusprechen. Jetzt kurz vor Olympia werde ich aber trotzdem mit meiner Zweierpartnerin, Sophie Koch, zu unserer Sportpsychologin gehen, um dem unbekannten Druck bei den Spielen möglichst gut gewappnet zu sein. Ich bin gern vorbereitet;)

Nimmst du einen Glücksbringer mit nach Tokio?
Ich habe von meiner Cousine ein selfmade Armband bekommen, damit sie wenigstens symbolisch in Tokio dabei sein kann.

Was nimmst du aus dem Profisport mit ins normale Leben?
Ich setze “normal” in Anführungsstriche, weil für mich der Profisport und alles drumherum seit so vielen Jahren mein normales Leben ist! Ich verstehe aber, was ihr meint, und was ich definitiv gelernt habe ist, dass egal, wer dir Grenzen setzt oder aufzeigen möchte, nur man selbst kann sie verschieben und auch setzten. Wenn man etwas wirklich möchte, schafft man fast alles. Einfacher wird es in einer funktionierenden Gruppe, denn ohne meine Trainingsgruppe und unseren unglaublich engagierten Trainer wäre ich nicht dahin gekommen, wo ich jetzt bin.

Elena & Christina Wassen
Wasserspringen

Wie seid ihr zum Wasserspringen gekommen? 
Elena: Früher waren wir zusammen mit unseren drei älteren Brüdern und unseren Eltern jeden Sonntag im Schwimmbad und unsere Brüder sind dann auch vom 3m-Turm gesprungen. Christina wollte das dann (mit drei Jahren) unbedingt auch machen, nach dem Motto „wenn meine Brüder das können, kann ich das auch“. Da das damals schon mit guter Körperspannung funktioniert hat und sie auch Spaß daran hatte, hat unsere Mutter nach einem Verein gesucht und Christina ist zum Probetraining gegangen und hat dann auch in der Leistungsgruppe weiter gemacht. Da ich erst zwei/drei Jahre alt war, bin ich immer mitgenommen worden zum Training und die Trainerin hat dann nach einem Jahr meine Mutter gefragt, ob ich nicht auch mal springen möchte. So hat alles angefangen.

Was liebt ihr am meisten an eurer Sportart? 
Elena: An unserer Sportart lieben wir, dass es sehr vielfältig ist und man immer neue Dinge dazu lernt. Da jeder einzelne Sprung immer ein kleines bisschen anders ist, kann man immer etwas verändern und sich ständig verbessern.

Welche Vor- und Nachteile hat es, mit seiner Schwester zu trainieren? 
Elena: Nachteile mit seiner Schwester zusammen zu trainieren, gibt es eigentlich wenig. Das einzige ist, dass wir natürlich Konkurrentinnen sind und damit manchmal auch Freud und Leid sehr nah beieinander liegt, wenn eine einen guten und die andere einen schlechten Wettkampf hatte, allerdings freuen wir uns immer für den anderen. Die Vorteile liegen natürlich darin, dass wir jemanden in unserem Familienumfeld haben, der genau das gleiche durchmacht, wie man selber und somit auch weiß, was hinter einem Erfolg oder Misserfolg steckt, und den ganzen Weg miteinander gegangen ist. Die Erfolge mit der Schwester zu teilen, ist natürlich immer das schönste.

Wie viel Zeit investiert ihr in der Woche ins Training? 
Elena: In der Woche trainieren wir neun bis zehn mal ca. 2.5 – 3 h pro Einheit, dazu kommt dann auch noch zweimal Krafttraining und die Physiotherapie zwischen oder nach dem Training.

Habt ihr ein besonderes Ritual vor einem Wettkampf?
Elena: Ein besonderes Ritual haben wir eigentlich beide nicht, wir hören aber sehr gerne vor und während des Wettkampfes motivierende Musik.

Leonie
Kullmann
Schwimmen

Wie hast du das Schwimmen für dich entdeckt?
Meine Eltern wollten, dass mein Bruder und ich im Sport aktiv sind, um nicht hyperaktiv zu werden. Im Grundschulalter hab ich Akrobatik, Leichtathletik, Ski-Alpin und auch Schwimmen gemacht. Nach unserem Umzug in die USA war das Schwimmen von den Fahrtwegen am einfachsten. So kam es dazu, dass es meine “Hauptsportart” wurde. Nach und nach hab ich auch die Liebe zum Wasser und zum Wettkampf für mich entdeckt.

Was liebst du ganz besonders an deiner Sportart?
Im Schwimmen gibt es keine Abkürzungen zum Erfolg. Jeder erfolgreiche Schwimmer musste in seinem Leben knüppelharte Trainingsprogramme abschwimmen. Letztendlich kommt es aber im Rennen auch auf die mentale Stärke an. Die Herausforderung, die Kombination aus psychischer und physischer Stärke zu meistern, macht für mich den Reiz der Sportart aus.

Hast du bestimmte Rituale vor einem Wettkampf?
Ich ziehe circa eine halbe Stunde vorm Rennen meinen Anzug an, gehe mit meinem Coach nochmal die Renngestaltung durch und versuche dann, bis zum Start recht locker und entspannt zu bleiben.

Hast du einen Glücksbringer, den du mit nach Tokio nimmst?
Meine Kuscheltierkatze Penny kommt schon seit 2011 überall mit hin.

Was nimmst du aus dem Sport fürs normale Leben mit?
Aus dem Sport kann man so viel lernen. Ich hoffe für mein späteres Leben, die Disziplin aber auch die Gelassenheit in Drucksituationen mitzunehmen. Außerdem werde ich die Freundschaften, welche mir durch den Sport geschenkt wurden, nie vergessen.

Annika Schleu Moderner Fünfkampf

Wie bist du zum Modernen Fünfkampf gekommen?
Im Alter von 10 Jahren wurde ich von einer Bekannten mit zum Fünfkampf genommen. Sie hatte die Sportart früher selbst betrieben. Aus dem Hobby wurde dann irgendwann der Leistungssport.

Was magst du am meisten an deiner Sportart? 
Am Fünfkampf mag ich am meisten die Vielseitigkeit. So wird es im Training nicht langweilig und im Wettkampf hat man immer noch die Möglichkeiten, kleine Schwächen in einer Disziplin durch extrem gute Leistungen in einer anderen auszugleichen.

Hast du ein bestimmtes Ritual vor einem Wettkampf?  
Ich brauche schon meine Routinen vor dem Wettkampf… Tasche muss am Abend vorher fertig gepackt sein, immer ähnliches Frühstück, Erwärmung etc. – aber kein spezielles Ritual.

Hast du einen Glückbringer, der mit nach Tokio kommt? 
Früher hatte ich immer viele Glücksbringer dabei. Heute werden die Glücksbringer vor Abreise ordentlich auf den Tisch gestellt und dürfen von zuhause aus wirken:) Meine Olympiakette habe ich aber immer um den Hals.

Was hast du vom Sport fürs Leben gelernt?
Gerade in unserer Sportart, bei der ein sehr hoher Trainingsaufwand nötig ist, muss man sich einfach zu einem Organisationstalent entwickeln. Diese Fähigkeit hilft mir in meinem Alltag sehr.


Fotos: © Thomas Lohnes/DKV, © Privat, © @henschelmedia/das Berliner Schwimmteam