Fotografische Zeitreise
Must-see in Berlin: Die neue Ausstellung „America 1970s/80s“ in der Helmut Newton Stiftung mit Bildern von Evelyn Hofer, Sheila Metzner, Joel Meyerowitz und Helmut Newton
Lust auf einen visuellen Trip in die Vergangenheit? Die Helmut Newton Stiftung im Museum für Fotografie präsentiert vom 9. Oktober 2020 bis zum 16. Mai 2021 in der Ausstellung „America 1970s/80s“ Werke von Helmut Newton sowie seinen Kollegen und Zeitgenossen, die uns einen Einblick in das Amerika der wilden Siebziger- und Achtziger-Jahre geben.
Newtons Amerika
Von der alten in die neue Welt: Star-Fotograf Helmut Newton pendelte in den Siebzigern und Achtzigern regelmäßig zwischen Europa und Amerika. Nach seiner Festanstellung bei der französischen Vogue im Jahr 1961 arbeitete Helmut Newton parallel auch für die amerikanische Ausgabe des Modemagazins. Einige dieser Aufnahmen entstanden in Europa, andere in den USA.
Newton mochte die Vereinigten Staaten und die sprichwörtliche Freiheit in jenen Jahren. In den 1970er-Jahren fotografierte Newton Mode und Akt in Amerika vor allem in New York, Las Vegas, Miami oder Los Angeles. Nach 1980, als Helmut und June Newton regelmäßig nach Los Angeles reisten, um im Chateau Marmont die Wintermonate zu verbringen, kamen zahlreiche Porträts der “Berühmten und Berüchtigten” in und um Hollywood hinzu. Die Fokussierung innerhalb der Ausstellung zeigt deutlich, dass sich Newtons Bildsprache während seiner Arbeit in den USA in diesen Jahren verändert hat und insbesondere das Genre Porträt für ihn immer wichtiger wurde.
Seine Zeitgenossen
Etwa parallel zu den gezeigten Newton-Bildern entstanden die Porträts von Joel Meyerowitz in Provincetown, Massachusetts. Der Fotograf zog sich in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren von New York aus jeden Sommer in das ehemalige idyllische Fischerörtchen zurück – und porträtierte dort mit seiner Großbildkamera, meist plein air, gleichgesinnte Freigeister. So entstand ein faszinierendes Gesellschaftsporträt einer liberalen, individualistischen Community an der amerikanischen Ostküste.
In June’s Room in der Helmut Newton Stiftung werden zudem 30 Aufnahmen von Evelyn Hofer präsentiert, die in den 1960er und 70er-Jahren in New York entstanden sind, eine Art subjektives Stadtporträt mit Straßenszenen und Panoramen, Interieurs und Porträts, in Schwarz-Weiß und Farbe. Hofer wurde in Deutschland geboren, verließ ihre Heimat mit der Familie 1933 Richtung Madrid, später nach Paris, Zürich und Mexiko, um 1946 schließlich nach New York überzusiedeln. Ihr poetisch-magischer Realismus in der Street Photography sollte die nachfolgende Fotografengenerationen prägen.
Seine Freunde
Die amerikanische Fotografin Sheila Metzner verband eine sehr enge Freundschaft mit Helmut und June Newton. Die gegenseitigen, bislang unveröffentlichten Porträts aus Südfrankreich, die in der Ausstellung in zwei Vitrinen ausgebreitet werden, bezeugen dieses besondere Verhältnis. Sheila Metzner arrangiert in ihrem Werk ansonsten minimalistische Dinge auf einer ebensolchen Bühne.
Aber auch Menschen tauchen im Werk von Sheila Metzner wiederholt auf, seien es die eigenen fünf Kinder, weibliche und männliche Modelle, etwa für ihre raffinierten Modeinszenierungen oder nackte, odaliskenhafte Schönheiten. Metzner, die noch immer in New York lebt, besuchte Joel Meyerowitz Ende der 1970er-Jahre in Provincetown und wurde dort von ihm porträtiert. So schließt sich in dieser Ausstellung, die einer Art Zeitreise in ein progressives und cooles Amerika entspricht, gleich mehrfach ein Kreis.
Fotos: Helmut Newton Stern, Los Angeles, 1980 © Helmut Newton Estate; © Evelyn Hofer Car Park, New York 1965 © Estate Evelyn Hofer, courtesy Galerie m, Bochum; © Sheila Metzner Bega. Peppers, 1982© Sheila Metzner