Game Changer
Diese Berlinerinnen bringen neue Ideen in unsere Stadt
Alle bitte einmal umdenken! Mit jeder Menge Pioniergeist und innovativen Ideen treiben diese Berlinerinnen den Wandel in unserer Gesellschaft voran. Ganz egal, ob es um die Senkung von CO2-Emissionen, die Etablierung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft oder die Enttabuisierung der Periode geht – diese Ladys gehen mutig voran und zeigen uns, welche Wege wir für eine bessere Zukunft beschreiten können…
Raus aus der Taubuzone
Sie macht die Periode nachhaltig und holt Themen rund um den weiblichen Flow wie Blasenschwäche, Ausfluss oder Wochenfluss raus aus dem Tabubereich. Julia Rittereiser kreiert mit ihrem Unterwäsche-Start-up Kora Mikino Menstruationsprodukte sowie Unterwäsche, die bei Blasenschwäche oder Ausfluss zum Einsatz kommen kann, und leistet zudem überfällige Aufklärungsarbeit rund um das Thema Periode, das immer noch scham- und tabubehaftet ist. Die Berlinerin möchte mit ihrem Impact-Business dafür sorgen, dass Tampons und umweltschädliche Slipeinlagen ein für alle mal der Vergangenheit angehören und bietet dafür nachhaltige Alternativen an. Sustainability vom Verpackungsmaterial bis zum Produkt versprechen ihre wiederverwendbaren Perioden- und Blasenschwäche-Pantys aus MicroModal, bei dem es sich um Buchenbäume aus nachhaltiger und zertifizierter Waldwirtschaft handelt. Übrigens: Kora Mikino bedeutet so viel wie ‘Freundin’ und entstammt der Plansprache Esperanto – eine Sprache, die entwickelt wurde, um die Völkerverständigung zu verbessern, Rassismus zu verhindern und zum Weltfrieden beizutragen. Das bringt Julia Rittereisers Philosophie aus den Punkt.
Digital Pioneer
Digitale Bildung für alle hat sich Verena Pausder auf die Fahne geschrieben. Als die 42-Jährige Mutter wurde, musste sie schließlich aus eigener Erfahrung feststellen, dass es kaum wertvolle digitale Anwendungen für Kinder gab. Also gründete sie das Start-up Fox & Sheep und entwickelte kurzerhand selbst Apps für Kids, die ihnen einen echten Mehrwert bieten. Doch dabei sollte es nicht bleiben. 2017 rief sie den Verein Digitale Bildung für Alle e.V. ins Leben, um Kindern chancengleichen Zugang zu digitaler Bildung zu ermöglichen – in ihren Augen eine Kernvoraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Auch während der Corona-Krise wurde die Unternehmerin und Vordenkerin aktiv. Um das täglich Home-Schooling zu vereinfachen, stellte sie homeschooling-corona.com ins Netz und initiierte den größten Bildungs-Hackathon des Landes #wirfürschule – und wurde dafür vom Handelsblatt und BCG als Vordenkerin 2020 ausgezeichnet. Darüber hinaus engagiert sie sich für das Thema Bildung im Innovation Council der Digitalstaatsministerin Dorothee Bär und im Hochschulrat der CODE University in Berlin. Mit dieser Frau an unsere Seite kann die digitale Zukunft kommen!
Climate
Saver
“Konkrete Lösungen zu finden für den Klimaschutz, das treibt mich an,” sagt die Gründerin von ForTomorrow, Ruth von Heusinger. Die gemeinnützige GmbH hilft uns dabei, unseren CO₂-Fußabdruck zu neutralisieren. Dazu bietet sie Klima-Abos an, mit denen wir unseren durchschnittlichen CO₂-Ausstoß kompensieren können. Der Ausgleich funktioniert dabei über zwei Maßnahmen: Zum einen pflanzt ForTomorrow Bäume in Deutschland, die das CO₂ wieder aus der Luft filtern, zum anderen kauft ForTomorrow Europäische Emissionsrechte, die dann den großen Emittenten fehlen. Sie werden so gezwungen, weniger CO₂ auszustoßen. Zudem bekommen alle Abonnenten Tipps, wie sie ihren persönlichen CO₂ Austoß weiter reduzieren – mit dem Ziel bis 2040 ohne Kompensation klimaneutral zu leben.
Runde Sache
Für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft setzt sich Nora
Sophie Griefahn, Co-Gründerin und geschäftsführende Vorständin der Cradle to Cradle NGO ein. „Bei Cradle to Cradle geht es darum, dass wir uns weg von unserer linearen Art und Weise zu denken, zu wirtschaften und zu handeln bewegen. Hin zu Kreisläufen, wie sie uns die Natur vormacht”, erklärt die Berlinerin. “Wenn wir sämtliche Produkte so designen, dass sie gesund für Mensch und Umwelt sind und ihre Bestandteile in biologischen oder technischen Kreisläufen zirkulieren können, dann sind wir Menschen nicht länger schädlich für die Umwelt. Anstatt Müll zu erzeugen und Ressourcen zu verschwenden, hinterlassen wir dann einen positiven ökologischen Fußabdruck.” Dabei sollen alle vom Kreislauf profitieren – wir als Konsumenten, Wirtschaft und Umwelt: “Wir können einen Mehrwert für unsere Umwelt leisten und uns trotzdem an schönen Dingen erfreuen. Es gibt bereits viele Unternehmen, die diesen Ansatz umsetzen – und wir bei Cradle to Cradle NGO tragen dazu bei, dass es immer mehr werden. Dafür stoßen wir ein Umdenken bei Unternehmen an, halten Workshops, sprechen mit Politiker*innen darüber, welche Rahmenbedingungen eine echte Kreislaufwirtschaft braucht, veranstalten Networking-Events und begleiten Städte und Gemeinden dabei, Cradle to Cradle als Leitbild für ihre weitere Entwicklung einzuführen. Wir wollen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft verankern, dass wir Umwelt-, Klima- und Ressourcenprobleme nicht mit Verzicht allein lösen können. Dass wir komplett umdenken und unsere Produkte neugestalten müssen. Und dass wir damit jetzt sofort in einem großen Maßstab beginnen müssen.“
Rethinking RECYCLING
Aufmerksame Leserinnen kennen Alina Bassi bereits als eine unserer Women to Watch in 2021. Sie ist schließlich eine echte Vorreiterin, wenn es darum geht, die Modeindustrie ein Stück nachhaltiger zu machen. Mit ihrem Start-up Kleiderly möchte die Berlinerin dazu beitragen, den CO2-Ausstoß durch Fast-Fashion zu reduzieren, indem sie Kleidung, die sonst auf dem Müll landen würde, zu einem neuen Material recycelt. Dafür hat die Chemieingenieurin und Unternehmerin ein Verfahren entwickelt, das Textilabfälle zu einer Kunststoffalternative auf Erdölbasis aufbereitet. Das Material kann dann z.B. für die Herstellung von Möbeln, Kleiderbügeln oder Warensicherungsetiketten verwendet werden und bietet so der Modeindustrie spannende Alternativen zur Wiederverwendung ihrer Abfälle. “Wir bei Kleiderly haben uns zum Ziel gesetzt, so viele Textilien wie möglich von Mülldeponien und Verbrennungsanlagen fernzuhalten, indem wir sie zu einer nachhaltigen Alternative zu Plastik machen”, sagt die Gründerin. So trägt Alina mit ihrem Start-up dazu bei, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu erschaffen und den CO2-Fußabdruck der Modeindustrie zu verringern – und das mit Auszeichnung! Alina hat es bereits in die Forbes-Liste 30 unter 30 geschafft und Kleiderly wurde zudem vom “Lafayette Plug and Play-Programm” zum “Besten Startup 2020” gekürt.
Fotos: © Nora Tabel, © Ina Niehoff, © Privat, © Sonja Müller, © Kim Keibel